Praxistipp Zielmanagement #6: Setzen Sie auf kürzere Zyklen

Wenn alle Jahresziele bis zum 31.12. abgeschlossen sein sollten

Ich habe mir kürzlich meine Zielvereinbarungen der letzten Jahre angesehen und eine interessante Beobachtung gemacht: 95% meiner Ziele waren auf das Jahresende terminiert. Warum ist das so? Eigentlich klar: sind ja Jahresziele…

Aus meiner Sicht lauern in diesem typischem Jahreszyklus mehrere Gefahren: 

  • Ich habe ein ganzes Jahr Zeit, die geforderten Ergebnisse zu liefern. Bei mir selbst habe ich beobachtet, dass ich häufig nicht direkt mit der Umsetzung angefangen habe. Schließlich wusste ich ja, dass ich mich auch noch nächsten, übernächsten oder überübernächsten Monat mit dem Thema beschäftigen kann – dann eben, wenn ich Zeit oder einen Kopf dafür habe.

  • Daneben ist zu bedenken, dass sich die Welt eben nicht zwingend nach dem eigenen Geschäftsjahr ausrichtet. Rahmenbedingungen können sich von einem Tag auf den anderen ändern, neue Wettbewerber plötzlich auftauchen und in den eigenen Markt drängen, Technologien einen Sprung machen und so ganz neue Möglichkeiten bieten. Ziele müssen mit diesem gestiegenen Veränderungstempo Schritt halten können.

Hierzu hatte ich die Tage einen spannenden Austausch mit einem Manager eines sehr erfolgreichen Mittelständlers. Während des Gespräches haben wir das Thema Zeithorizonte für die Planung von Strategien und Zielen diskutiert. Gerade in einem unsicheren Umfeld oder in unbekanntem Terrain (z.B. Vermarktung eines neuen Produktes oder Eintritt in einen neuen Markt) sind lange Planungs- und Zielzyklen unter Umständen nicht hilfreich. Er schilderte sehr anschaulich, wie das Unternehmen für das er arbeitet versucht, durch kurze Zyklen schnelleres Marktfeedback zu bekommen und so schneller reagieren zu können.

 

Praxistipp: Setzen Sie auf kürzere Zyklen.

Es gibt Ziele, die sich auch weiterhin auf Jahresbasis bewähren werden (z.B. vor allen Dingen finanzielle Ziele, seien es Erträge oder Umsätze). Es empfiehlt sich allerdings, in anderen Zielkategorien auf kürzere Zyklen zu setzen. Dies ist gerade dann hilfreich, wenn es um das Verhalten von Teams und Mitarbeitenden geht, das durch Ziele verändert werden soll.

Kürzere Zyklen fördern den Fokus auf Umsetzung. Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine neue Dienstleistung im Markt positionieren und setzen sich ein klassisches Jahresziel (Ziel: Am 31.12.2018 x Tausend EUR mit der Dienstleistung umsetzen). Mit dem Ausblick, dass Sie ja noch 11 Monate Zeit haben, investieren Sie eventuell erstmal Zeit in Planung und Analyse des Marktes, bevor Sie wirklich aktiv werden. Zwar sind Planung und Analyse wichtige Elemente um nicht blind zu agieren, allerdings fehlt der notwendige Fokus auf unmittelbare Umsetzung.

In einem kürzeren Zyklus setzen Sie sich als Ziel bis Ende März 2 Testkunden für die neue Dienstleistung zu gewinnen. Die beiden Kunden geben Ihnen wertvolles Feedback, mit dem Sie die Dienstleistung nochmals kundenorientierter anpassen können und so die Chancen auf durchschlagenden Markterfolg erhöhen. 

Im zweiten Zyklus bis Ende Juni könnten Sie sich dann zum Beispiel zum Ziel setzen, in einem regionalen Testmarkt 10 Kunden mit der Marketingkampagne zu gewinnen. Die zugrundeliegende Absicht ist es, die Wirksamkeit der angedachten Marketingkampagne zu verifizieren und eventuelle Optimierungen vorzunehmen.

Für den dritten Zyklus bis Ende September wäre die Gewinnung von x Kunden mittels einer getesteten, landesweiten Kampagne ein mögliches Ziel. 

Die kürzeren Zyklen fordern somit unmittelbare Umsetzung ein und fördern schnelleres Lernen. Teams und Organisationen gewinnen in deutlich kürzeren Abständen wertvolle Einblicke und können so ihr Verhalten zielgerichteter anpassen.

Die Fähigkeit einer Organisation zu lernen und das Gelernte schnell in Taten umzusetzen ist der ultimative Wettbewerbsvorteil.
— Jack Welch

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Photo by Saffu on Unsplash